Interview zum Buch „Männer an der Seite erfolgreicher Frauen. Side by Side an die Spitze“
Wenn hinter jedem starken Mann angeblich eine starke Frau steht – steht dann hinter jeder starken Frau auch ein starker Mann? Dem „soziologisch-seltenen Modell“ Männer an der Seite erfolgreicher Frauen haben sich Dr. Angelika Weinländer-Mölders, Mag. Martina Lackner und Dr. Vanessa Conin-Ohnsorge als Herausgeberinnen des soeben erschienenen Fachbuches „Männer an der Seite erfolgreicher Frauen. Side by Side an die Spitze“ angenommen.
Wie sich Männer an der Seite ihrer sehr erfolgreichen Frauen „behaupten“ und fühlen, wie Paare und Familien davon profitieren und wie man das Side-by-Side-Prinzip auf Augenhöhe lebt, davon berichten die drei Herausgeberinnen in unserem Blog-Interview der Reihe „Buch-Neuerscheinungen“.
Dr. Christiane Gierke: Als AutorIn hat man immer eine Vision, was man mit einem Buch erreichen will. Was war Ihre Vision?
Unsere Motivation war und ist es, den Status Quo bzgl. der Anzahl der Frauen in Führung zu verändern. Unsere Vision ist die Auflösung stark tradierter Rollenmodelle. Damit wir hierzu einen Beitrag leisten können, hoffen wir auf möglichst viele jüngere Leser unseres Buches, die offen sind, das alte Rollenmodell über Bord zu werfen und sich trauen, ein modernes, eigenes Model zu leben. Wir sind uns sicher, dass genau dieser Aufbruch des antiquierten Rollenverständnisses ein wichtiger Pfeiler ist, um in der Zukunft einen höheren Frauenanteil in Führungsfunktionen auf allen Ebenen zu erleben.
Darüber hinaus wollten wir mit dem Buch darauf aufmerksam machen, dass es auch Männer gibt, die ihre Frauen auf dem Karriereweg unterstützen. Allerdings bleiben diese gern im Verborgenen, weil ein Mann schnell als Weichei abgestempelt wird und in bestimmten Milieus schlichtweg keine Mitstreiter hat. Geschweige denn wird es in Unternehmen gerne gesehen wird, dass Männer lange Elternzeit nehmen. Diese Männer wollten wir sichtbar machen und aufzeigen, dass Karriere für Frauen möglich ist – in Partnerschaften auf Augenhöhe!
Gierke: Alphamänner, von „Alphamännchen“ bis „Leitwolf“ tituliert, findet man überall in der Gesellschaft, in Politik und Wirtschaft, Forschung und Lehre, Unternehmen und Beratung – aber sehr wenige Alpha-Frauen. Woran liegt das Ihrer Meinung nach?
Auf alle Fälle nicht daran, dass es weniger Alpha-Frauen gibt. Es gibt viele Gründe, warum Frauen nicht auf den Positionen zu finden sind. Fangen wir mit den Frauen selbst an. Auch wenn sie bestens ausgebildet und hochmotiviert sind, fällt es vielen Frauen aufgrund ihres oft anscheinend geringeren Selbstwertgefühls und ihrer Neigung zur Selbstkritik schwer, sich auf höhere Positionen zu bewerben. Ein weiterer Punkt liegt darin, dass gemäß einiger Studien viele Frauen keine Frauen fördern oder befördern, da sie sich keine eigene Konkurrenz schaffen wollen.
Nun zu Hindernissen im Umfeld der Frauen: Wenn ich in der Familie und in der Beziehung keine Unterstützung für meine beruflichen Ambitionen bekomme, dann wird das dazu führen, dass man bestimmte berufliche Schritte nicht geht oder immer mehr Energie benötigt, um sich gegen die Widerstände zu Hause durchzusetzen. Kurzum: es gibt viele Gründe, warum es so wenige Frauen auf Chefsessel schaffen –
die vielzitierte gläserne Decke, die Männer, die bewusst oder unbewusst an alten Rollen festhalten, am fehlenden sozialen Umfeld, der mangelnden Unterstützung seitens des Partners – faktisch und emotional und natürlich an der Bequemlichkeit der Frauen selbst und einer fehlender Identifikation mit dem Leistungsgedanken gepaart mit der Angst vor der männlichen Dominanz.
Gierke: Sie schreiben in Ihrem Buch hinter jeder erfolgreichen Alpha-Frau steht eine vernachlässigte Familie, ein eifersüchtiger Mann oder eine gescheiterte Ehe. Ist das wirklich so?
Natürlich nicht – zumindest nicht bei unseren dargestellten Paaren. Bei ihnen gilt eher folgende Aussage: Wenn ein Mann sich auf eine erfolgreiche Frau einlässt, dann sieht er darin einen Gewinn. Der Gewinn ist im Gegensatz zu traditionellen Beziehungen etwas anders gelagert. In einer Partnerschaft auf Augenhöhe stehen die Gemeinsamkeiten, das gegenseitige Unterstützen als Sparringspartner und die gemeinsame Finanzierung des Lebens an erster Stelle und sind auf vier Schultern verteilt. Das macht vieles schlichtweg einfacher!
Vielen Paaren gelingt es dennoch nicht, eine solche Partnerschaft auf Augenhöhe zu führen. Partnerschaften auf Augenhöhe besitzen Seltenheitswert, sind noch keine gelebte Selbstverständlichkeit und bedürfen der Arbeit. Je weniger man bereit ist, sich miteinander zu beschäftigen und Kompromisse einzugehen, desto eher wird es gescheiterte Ehen oder vernachlässigte Familien bei einer Karrierefrau geben. Doch Achtung: gescheiterte Ehen gibt es natürlich auch im „alten“ Rollenmodell.
Gierke: Sehr häufig wurden Ihnen Interviews und Informationen verweigert. Wie haben Sie es dennoch geschafft, so viele Menschen von ihrer Idee des Buches zu überzeugen?
Mit Hartnäckigkeit, Beharrlichkeit, unzähligen Anfragen und mit Menschen aus unserem Netzwerk, die unsere Idee und Vision weitergetragen haben und aus ihrem Netzwerk nach Autoren gesucht haben. Dafür sind wir sehr dankbar!
Gierke: Aus welchen Gründen haben sich die „Männer an der Seite oder hinter Erfolgsfrauen“ für diese Rolle entschieden? Sie sind in diese Rollen hineingewachsen, es hat sich so ergeben bzw. war schnell klar – wer mehr verdient, verdient die Brötchen, der andere übernimmt den Part der Familienorganisation?
Das ist eine schwierige Frage und sicher nicht mit einem Satz zu beantworten. In den Buchbeiträgen der hier dargestellten Paare sind es diverse Gründe, die zu diesem modernen Rollenverständnis geführt haben. In vielen Fällen war die spätere Rollenverteilung sicher nicht von Anfang an geplant und ist eher über die Zeit entstanden. Teilweise aus der Logik, dass Sie mehr verdient hat als er und damit aus einer finanziellen Motivation, so dass die Arbeiten zwischen ihm und ihr neu verteilt wurden. In anderen Fällen eher aus der Motivation, dass sich beide selbst verwirklichen können und sich eben auch gegenseitig den Freiraum dazu gaben.
Gierke: Da muss ich ja fragen: Wie ist Ihre ganz persönliche Erfahrung in Ihren jeweiligen Partnerschaften?
Durchwegs positiv – unsere Männer erleben Beziehungen mit erfolgreichen Frauen als bereichernd und tragen dies auch nach außen. Wir leben alle drei Partnerschaften auf Augenhöhe.
Gierke: Was sind aus Ihrer Sicht die „8 Erfolgsaspekte für Partnerschaften und: bringt Erfolg auch Glück?
Um Ihre letzte Frage vorweg zu nehmen. Ja, wir sind überzeugt, dass gemeinsamer Erfolg – der im Vorfeld eine Beziehung auf Augenhöhe erfordert – auch Glück bringt. Alle unserer Paare sind sich dessen auch sehr bewusst! Erfolg ist dabei sicherlich nicht der alleinig ausschlaggebende Faktor für Glück, aber wenn beide Partner sich frei entfalten können und die Karriere des Mannes nicht auf Kosten der Frau geht, sondern Frauen sich selbst verwirklichen können, ist das sicher ein bedeutender Faktor für eine glückliche Beziehung – ganz nach dem Motto „happy wife – happy life“.
8 Erfolgsaspekte für Partnerschaften:
- Toleranz sich selbstentfalten und verwirklichen zu können.
- Emotionale und wirtschaftliche Unabhängigkeit voneinander
- Finanzielle Unabhängigkeit geht Hand in Hand mit der emotionalen und wirtschaftlichen Unabhängigkeit. Eine Beziehung auf Augenhöhe kann man erst führen, wenn das Thema „Sie verdient mehr als er“ kein Thema mehr ist.
- Der Erfolg wird als Teamerfolg gesehen.
- Sich frei machen von tradierten Rollenmodellen, selbst wenn sie so in der eigenen Familie vorgelebt wurden.
- Ein wichtiger Aspekt ist auch die Abkehr vom Modell Mann zieht wegen Job um und Frau folgt.
- Das soziale Umfeld. Da die Mehrheit der Deutschen in altbewährten Rollenmodell lebt ist es kein Wunder, dass die „Ausbrecher“ nicht gerade mit wohlwollend wahrgenommen werden.
- Last but not least: Zeit und die offene Auseinandersetzung mit dieser raren Ressource. Die Bedürfnisse aller Familienmitglieder müssen ausdiskutiert werden und Lösungen gefunden werden, wie man am Ende doch genug „quality time“ für einander hat.
Gierke: Danke für das Interview! Und wer unter unseren Leserinnen und Lesern sich für das Buch „Männer an der Seite erfolgreicher Frauen: Side by Side an die Spitze“ interessiert: Es ist bei Haufe Fachbuch erschienen und im gut sortierten Buchhandel ebenso zu finden wie online und bei Amazon.
Bibliographische Informationen:
Conin-Ohnsorge/Lackner/Weinländer-Mölders,
Hg.: „Männer an der Seite erfolgreicher Frauen
– Side by side an die Spitze“. 1. Auflage 2018.
256 Seiten, Hardcover, Haufe-Lexware ISBN
978-3-648-12096-5, 29.95 Euro,
Erscheinungstermin September 2018
Martina Lackner
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